Donnerstag, 1. Oktober 2009

Trainerkarussell

Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft! Das wissen wir nicht erst seit der Blitzentlassung des mainzer Trainers Jörn Andersen vor dem ersten (!) Spieltag. Ihm folgte dann zwei Wochen später unser Ex-Coach Dieter Hecking. Der sechste Spieltag wurde zum Stolperstein für Bochums Trainer Marcel Koller und dieses Wochenende hat es nun auch Lucien Favre zerlegt - man könnte fast auf den Gedanken kommen, die Bundesliga entsorgt systematisch schweizer Trainer. Dabei hallen die Lobgesänge auf Letztbesagten immer noch nach, der vorige Saison, medienübergreifend, als taktischer Messias besungen wurde - und das, obwohl er im Grunde nichts anderes gemacht hat als Hecking bei uns: Defensivtaktik, Konterfußball, ein Stoßstürmer. Dass diese Taktik in der bundesdeutschen Hauptstadt letzte Saison (Platz 4) besser aufgegangen ist als in der niedersächsischen Landeshauptstadt (Platz 11), liegt allerdings weniger an der taktischen Ausrichtung als an der Personalfrage. Denn mit Josip Simunic als Abwehrchef und Andrij Voronin als einziger Spitze, hätte Hannover 96 durchaus auch fünf bis acht Punkte mehr holen können. Also demnächst etwas weniger Superlative bemühen und stattdessen lieber mal den Ball flach halten, ihr Experten!
Das Beispiel Favre belegt zudem eindrucksvoll, wie nah Aufstieg und Fall in der heutigen "Medienwelt Fußball" beieinander liegen. Vor vier Monaten noch feiernd durchs Olympiastadion getragen - und letzte Woche eiskalt vom Hof gejagt. Da müssen wir Hannoveraner wirklich dankbar sein, dass bei uns die Trainerstelle momentan nicht vakant ist, wir dementsprechend keine schweizer Flüchtlinge aufnehmen können.
Überhaupt gibt es in der Bundesliga momentan nur einen Trainer, der mehr als zehn Jahre in Amt und Würden ist - Thomas Schaaf, die Bremer Antwort auf Alex Ferguson. Danach kommt Hoffenheims Rangnick, der seit der Saison 06/07 vom Verein beschäftigt wird. Komischerweise sind gerade das Vereine, deren Teams begeisternden Offensivfussball zelebrieren, in jedem Spiel zwei Tore mehr schießen als sie bekommen, wo völlige Ruhe in Umfeld und Verein herrscht - auch in schlechten Zeiten. Nicht, dass es einen zwangsläufigen Zusammenhang zwischen Kontinuität und Offensivfußball gibt, aber gewisse Kausalitäten sind erkennbar. Wo ein Trainer Ruhe hat, einen Kader zusammenzustellen, diesen über Jahre aufzubauen und einzuspielen (etwas, das im deutschen Fußball derzeit merkwürdigerweise nur Felix Magath zugestanden wird) stellen sich sportliche Erfolge ein, die meist mit attraktivem Fußball einhergehen und dem Trainer rückwirkend einen Arbeitsplatz garantieren. Leider ist das in dieser schnelllebigen Zeit scheinbar ein Auslaufmodell. Schade eigentlich!
Becks

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