Samstag, 26. September 2009

Besuch aus der Stadt

Irgendwie ist es seltsam: Da sind die Wolfsburger amtierender Deutscher Meister, haben in der letzten Saison zum Teil begeisternden Fußball gespielt - und trotzdem ist der Verein ungefähr so cool wie eine Mitgliedschaft in der Jungen Union. Von den Medien wird die Partie gegen die Autoschlosser ja trotzdem gerne als Derby aufgebauscht. Naja, immerhin ist die 1938 (also im Jahr einer hannoverschen Meisterschaft) als "Stadt-des-Kraft-durch-Freude-Wagens" gegründete Ortschaft im unbedeutenden Niemandsland zwischen der Niedersächsischen Hauptstadt und Berlin ja nur knapp 70 Kilometer entfernt. Ein Großteil der hannoverschen Anhänger kommt leider trotzdem verspätet in die Arena. Der Stadionsprecher begründet das mit einem Stau auf der A2. Der fünffach gesicherte wolfsburger Gästeeingang, der jeder JVA zur Ehre gereichen würde, trägt natürlich aber sein Übriges dazu bei. Die VfL-Fans singen derweil in ihrer Vereinshymne, dass sie gerne "mit den Wölfen heulen" - als wenn das niemand wüsste! Ihr Modefans!
Als die UH dann im Block sind, haben die weinenden Welpen durch ein Freistoß-Traumtor von Zwetschge Misimovic bereits das 1:0 erzielt. Schade. Der 96-Anhang beweihräuchert dafür sowohl im Ober- als auch im Unterrang die wolfsburger Luft und erklärt, dass es jetzt endlich losgehen kann: "Hurra, Hurra, Hannover ist da!!!" Und es geht auch los: Nach einem Eckball nickt Hanno(veraner) Balitsch die Kugel unhaltbar in die Maschen. Direkt vor der Pause dann jedoch der nächste Rückschlag, 2:1 für Golf-Town. Und direkt nach der Pause sogar das 3:1. Zwei Tore zu den vielbeschworenen jeweils psychologisch ungünstigsten Zeitpunkten eines Spiels. Und nun? Aufstecken? Nö! Constant Djakpa bringt eine großartige Flanke auf Madlung, der nicht lange zögert, direkt vollstreckt und erst da bemerkt, dass er ins eigene Tor getroffen hat. Madlung am Boden, Djakpa mit mindestens dreifachem Salto! Nur kurze Zeit später fällt der VW-Stürmer Edin Dzeko erst durch ein dunkelgelbes Foul und dann durch seine Knipser-Qualitäten auf, indem er die Murmel zum endgültig entscheidenden 4:2 über Florian Fromlowitz ins Tor versenkt.
Der Rote Anhang ist trotzdem zufrieden; weniger natürlich mit dem Ergebnis, dafür aber mit der Leistung der Mannschaft. "Wir sind stolz auf unser Team aus Hannover", schallt es von den Rängen. Die Wolfsburger klatschen derweil artig ihrer Betriebssportgruppe Beifall. Und danach gehen sie nach Hause, wischen sich die grün-weiße Schminke von den Wangen, hängen den "Meister 2009"-Schal in den Schrank und träumen selig vom GTI!

SIR

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