Sonntag, 11. April 2010

Gelsenkirchener Barock

Sechsundneunzig hat einen neuen Lieblings-Stürmer! In Abewesenheit des anderen Kult-Stürmers Jiri Stajner spielt die Mannschaft gegen Schalke vielleicht zum ersten Mal in dieser Saison richtig groß auf. Und Didier Ya Konan spielt sich endgültig in die Herzen der hannoverschen Fans: Er ackert unermüdlich, verteidigt, kämpft, holt sich Bälle - und schießt auch noch zwei Tore gegen die bislang "beste Abwehr der Liga". Zugegeben: Beide Ya-Konan-Tore entstehen mit großzügiger Unterstützung durch den "vogelwild" aus dem Tor eilenden Manuel Neuer. Man könnte in letzter Zeit beinahe meinen, Neuer und Adler hätten einen geheimen Pakt geschlossen mit dem Ziel, Wiese bei der WM zur Nummer Eins zu machen.
Trotz des am Ende recht deutlichen 4:2 macht es die Mannschaft allerdings so spannend, dass den Zuschauern die Stadion-Frikadelle ("besteht aus weniger Schweinefleisch als Döner") im Hals stecken bleibt. Denn nach der eigentlich komfortablen 2:0-Halbzeitführung verspielt Sechsundneunzig den Vorsprung direkt nach der Pause in nur fünf Minuten: Nach einem Blitztor der Schalker und einem Elfmeter steht es nur noch 2:2. Es macht jetzt den Eindruck, die Ruhrpöttler könnten die Niedersachsen überrollen. Tun sie aber nicht. Sie stürmen zwar weiter, erzielen aber keine Tore mehr. Manuel Neuer wartet die Konter der Roten derweil mutig am Mittelkreis ab. Koné vergiebt die erneute Führung nur knapp, scheitert am Pfosten. Die Fans erleben ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffen und Bangen.
Doch dann drischt der eigentlich fast aus dem Kader geflogene (und jetzt nur aufgrund der Verletzung von Manuel Schmiedebach in die Mannschaft gekommene) Hanno Balitsch den Ball nach einer Cherundolo-Flanke unhaltbar in die Maschen. Die Nordkurve explodiert. Doch noch sind zehn Minuten zu spielen. Erneutes Nägelkauen. Der neue Schlachtruf "Du wirst niemals untergeh'n" ertönt schon zum puren Stressabbau in Urschrei-therapeutischer Lautstärke. Auch Mirko Slomka muss Stress abbauen, legt sich wiederholt mit dem - zum Teil tatsächlich recht merkwürdig agierenden - Schiri Gagelmann an und darf sich das Spiel fortan aus erhöhter Position auf der Osttribüne ansehen.
Doch dann kommt das endgültig erlösende zweite Tor von Ya Konan. Die Mannschaft feiert den Sieg mit den Fans, Arnold Bruggink (gerade erst für Elson eingewechselt) posiert mit den Resten einer Choreo der Brigade-Nord, Constant Djakpa hüpft durch die Gegend als wäre er gar nicht verletzt, Ya Konan schwenkt die Fahne. Die Schalker drehen derweil magathsche Strafrunden durch das Stadion. Ob hier tatsächlich noch einmal eine Wende im Abstiegskampf eingeleitet wurde? Nächste Woche geht es nach München, danach nach Leverkusen. Dann das letzte Heimspiel gegen Gladbach und zum Saisonabschluss Bochum. Zumindest bleibt es spannend. Verflucht spannend.
sir

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