Dienstag, 18. August 2009

Zwischen Teambuilding und Blamage

Nein, 96 macht es uns in diesen Tagen nicht leicht, Fan zu sein. Im Gegenteil: Unser Verein tut alles, um sich landauf, landab bis auf die Knochen zu blamieren. Da war die verpatzte Tanne-Verabschiedung (wenngleich wenigstens die Mannschaft dem alten Haudegen die verdiente Ehre erwies), dann die Pokalniederlage gegen Trier (obwohl doch normalerweise ein Bundesligist gegen einen Vierltigisten gewinnen sollte), dann die seltsame Farce um eine dritte Simak-Verpflichtung (bei der es letztlich so aussah, als wollten die Offiziellen den Tschechen nie holen, sondern nur von internen Problemen ablenken) - und nun eben das peinliche Unentschieden gegen den schwachen Aufsteiger aus Mainz. Wir können uns sicher sein: Wir werden jetzt, anders als früher, in ganz Deutschland wahrgenommen. Und wir werden belächelt.

Ansonsten kann man den Samstag aber als durchaus angenehmen Stadionbesuch verbuchen: Bei bestem Sommerwetter genießen wir nach der viel zu langen Sommerpause endlich wieder die kühle Pils-Plörre, futtern die liebgewonnene Calzone (nur echt mit Analogkäse und Formfleischschinken!) und freuen uns über das "Spaß-gegen-Stumpf"-Konzert nach dem Abpfiff, mit dem die Rote Kurve gegen braune Farbe demonstriert. Was der Verein nach der letzten Saison nicht hinbekam, nämlich ein ordentliches Fanfest zu organisieren, organisiert sich die Szene eben selbst. Auch gut. Auf Maschseefest und privater Geburtstagsfeier geben wir uns danach weiter der alkoholischen 96-Verdrängung hin.

Ganz und gar nicht verdrängen wollen wir hingegen die Leistung der beiden Ivorischen Neuzugänge Djakpa und Ya Konan. Da merkt man schon beim Warmmachen, dass die beiden sich super verstehen und perfekt ergänzen. Zu zweit ist man eben weniger allein - und das dürfte für die beiden Zentralafrikaner den Wohlfühlfaktor in der kühlen Nordeutschen Tiefebene erheblich vergrößern. Und wie wichtig es ist, dass Spieler sich in einer Mannschaft wohlfühlen, dürfte gerade im 96-Umfeld durchaus bekannt sein. ("Seien Sie doch mal positiv!") Da die beiden auch auf dem Platz zu überzeugen wissen, buchstäblich kämpfen bis zum Umfallen (Ya Konan) sowie spielerisch verteidigen und klasse Akzente in der Offensive setzen (Djakpa), hat der Verein damit einen echten Zugewinn zu verbuchen.

Der letzte Zugewinn ist dann am Dienstag nach dem Spiel noch ein echter Kracher: 96 verpflichtet Sofian Chahed! Da fragt sich der geneigte Fan ja: Haben wir den nicht schon?! Kam der nicht aus der eigenen Jugend und zog sich in der Vorbereitung einen Mittelfußbruch zu? Ach, das war SofiEn Chahed. Da lässt sich eine ganz neue Taktik erkennen: Wir verwirren den Gegner! Sofian Chahed über rechts, Sofien Chahed über links. In jedem Fall ist neben dem zweiten Ivorer damit der mittlerweile dritte (Deutsch-)Tunesier im Kader. Wenn es gut läuft, könnte das Trio Haggui-Chahed-Chahed zum Teambuilding beitragen. Wenn es schlecht läuft, zur weiteren Blamage.

SIR

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