Mittwoch, 9. September 2009

Hannover vs. Holzwickede

Vor einiger Zeit ergab es sich, dass ich zu einer Geburtstagsfeier ins östliche Ruhrgebiet fuhr. Zunächst sahen wir in Hannover noch ein Auswärtsspiel der Roten im Fernsehen, dann bestieg ich den Zug. Die Fahrt verlief ereignislos bis Hagen. Dort hieß es umsteigen. Doch dann passierte es: Aufgrund einer fehlerhaften Anzeige am Bahnsteig stieg ich in einen Regionalexpress, der dummerweise in eine verkehrte Richtung fuhr. Da der Zug vollgepackt war mit Fans des FC Köln, die auf dem Weg nach Hause waren, war ich allerdings zu abgelenkt, um das mitzubekommen. Ich unterhielt mich angeregt mit zwei Afrikanern, die aus Paderborn kamen und in Köln im Stadion gewesen waren. (Man könnte jetzt länger darüber diskutieren, warum Paderborner Afrikaner eher Fans eines mittelmäßigen Klubs im Rheinland denn eines mittelmäßigen Klubs in Niedersachsen werden. Man kann es aber auch lassen. Immerhin gibt es in Köln ja einen Dom ...)
Zurück ins Ruhrgebiet: Plötzlich röchelt aus den Lautsprechern die Ansage, der nächste Halt sei Holzwickede. Ich stutze. Holzwickede ist falsch, da bin ich sicher. Überhastet verabschiede ich mich und steige aus. Es wird jetzt gerade dunkel. Ich rufe bei der feiernden Freundin an. Sie ist erfreut, dass ich in der Nähe bin - und lacht mich aus, da ich in Holzwickede gelandet bin, dem Arsch der Welt. Sie meint, ich müsste jetzt erst mal nach Dortmund fahren und von dort aus weiter. Ein Mädchen gesellt sich zu mir und fragt, ob das hier Gleis 5 sei. Sie hat oder hatte entweder Drogenprobleme oder einen sehr schlechten Zahnarzt. Oder beides. Sie ist in Hagen ebenfalls in den falschen Zug gestiegen, was mich beruhigt, nicht vollkommen bescheuert zu sein. Ich ärgere mich und erkläre ihr, dass ich, wenn ich einfach im Zug geblieben wäre, jetzt wohl schon in Dortmund hätte sein können. Sie meint, wenn ich einfach im Zug geblieben wäre, wäre ich jetzt eher in Bielefeld ...
In Dortmund klappt der Anschluss dann zum Glück sehr gut. Allerdings ist der Anschlusszug randvoll mit randvollen Fans des BVB, die auf dem Weg von Südtribüne zum Bahnhof offenbar die eine oder andere Kneipe mitgenommen haben. Die Jungs liegen unmotiviert im Gang zwischen den Sitzen rum und laufen langsam aus. Wegen einer Türstörung muss ich in dem Doppelstockwagen unter den undichten Fans hindurch zum anderen Ausgang. Drei junge Kurdinnen machen mich dabei freundlicherweise darauf aufmerksam, dass die Kotze vom oberen Geschoss gefährlich nahe neben meine Jacke tropft. Ein paar Minuten später, es ist jetzt 22.30 Uhr und ich stehe vor dem Bahnhof meines Zielortes, biegt eine Freundin mit ihrem 69er Pontiac um die Ecke um mich einzusammeln. Aus den Boxen des Straßenkreuzers dröhnt standesgemäß heißer Rock'n'Roll. Ich bin endlich da. Und die Moral von der Geschicht: Reisen bildet und Fußball ist Völkerverständigung.

SIR

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