Sonntag, 22. November 2009

Zurück auf Los

Was auf Schalke ja immer interessant ist, ist der Transfer vom Bahnhof zum Stadion: 3.000 Gästefans werden mit 20 Bussen und Polizeieskorte nonstop direkt vor den Gästeblock der Turnhalle gefahren. Dabei werden Straßen abgesperrt, Ampeln ignoriert und Autos geschnitten. Man kommt sich als Gast in Gelsenkirchen tatsächlich irgendwie ganz besonders wichtig und ernstgenommen vor, mindestens so wie ein Regierungschef auf Staatsbesuch oder der Papst auf Pilgerreise. Nur dass der Papst wahrscheinlich nicht hüpft und daher auf jeden Fall Braunschweiger ist.
Das Spiel ist selbstverständlich das Spiel Nummer Eins nach Enke. Um den unangefochtenen Torhüter entsprechend noch einmal zu ehren, präsentiert der Anhang der Roten über 90 Minuten nur eine einzige Fahne: Schwarz und mit der Rückennummer des Torwartidols. Eine gleichsam zurückhaltende wie angemessene Respekterweisung. Das war zweifellos gelungen. Auch auf der anderen, der königsblauen Seite wird derweil mittels Spruchbändern an Robert erinnert. Dafür Dank an die Schalker.
Das Spiel hingegen benötigt eine ganze Weile um Fahrt aufzunehmen. Die besten Szenen haben hüben wie drüben die Torleute: sowohl Manuel Neuer als auch Florian Fromlowitz, der an diesem Tag den wohl schwierigsten Job im Stadion hat und seine Aufgabe mit Bravour meistert, glänzen durch hervorragende Leistungen. Trotzdem rauscht in der 69. Minute der Ball im 96-Netz: nach einer starken Ecke köpft Farfan das Leder in die Maschen. In der Nachspielzeit stellt Moravek dann den 2:0 Endstand her. Für die Hannoveraner ist aber sowohl die Höhe der Niederlage als auch das Spiel an sich eher nebensächlich. Wichtig ist an diesem Nachmittag nur, überhaupt wieder halbwegs normal Fußball zu spielen. Es geht gewissermaßen also zurück auf Los.
Nach dem Match hört man dann von überraschend vielen Schalkern, dass 96 aufgrund des Spielverlaufs eigentlich hätte gewinnen müssen. Und mit ein wenig Glück im Abschluss hätte das durchaus auch passieren können. Mit einer plötzlich erzielten Führung in Halbzeit Eins oder auch einem überraschenden Ausgleich in Halbzeit Zwei hätte das Spiel locker zugunsten der Roten kippen können. Laut Felix Magath hatte die 96-Truppe ja sogar einen "psychologischen Vorteil". Damit gebührt dem Trainerfuchs eventuell der einzige Misston dieses Spieltages. Denn einer Mannschaft einen Vorteil aufgrund eines gestorbenen Teamgefährten zuzuschreiben, grenzt ganz einfach an Geschmacklosigkeit.

Sören

1 Kommentar:

  1. Ein passender Kommentar von deiner Seite. Ich habe das Spiel live auf einem pay-tv Sender gesehen und muss sagen dass mich die Stimmung in der Arena auf Schalke sehr beeindruckt hat. Es war angemessend und irgendwo auch wohltuend. Dennoch war auch gut, dass endlich wieder der Fußball regierte, so abgedroschen das klingen mag. das hat man auch an den Fans gesehen, die sich dann doch wieder über Belanglosigkeiten aufregen können.

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