Samstag, 12. Dezember 2009

Nur für Verrückte

Wie hieß eigentlich noch mal dieser Hertha-Keeper mit den zwei Kopfball-Vorlagen für den Gegner? Ist ja auch egal! Denn den richtigen Slapstik-Fußball spielt nur the one and only Sechsundneunzig. Gleich nach anderthalb Minuten kann man ein Heribert-Faßbender-Fazit ziehen: Das Spiel läuft irgendwie scheiße. Es ist zäh und langweilig. Abtasten auf beiden Seiten. Nach 14 Minuten wird es Florian Fromlowitz zu bunt und er knallt das Leder Karim Haggui ans Schienbein, von wo aus der Ball unhaltbar ins hannoversche Netz kullert. Beknacktes Eigentor. Aber was soll's, jetzt geht's loo-hos. Allerdings ohne Rosenthal. Der erkältet sich nämlich spontan in Minute 20 und muss gegen Constant Djakpa ausgetauscht werden. Vorher trifft aber noch Friend zum 2:0; ein komplett unspekakuläres Tor, weil es wuchtig, schön und mit Bedacht erzielt wird - das passt überhaupt nicht zu diesem Spiel. Eher schon der Anschlusstreffer von Didier Ya Konan: Ein reingestocherter Treffer, aus einem unübersichtlichen Strafraumgewühl heraus erzielt.
Dann ist erstmal Halbzeit. Und dann nimmt das Matsch so richtig Fahrt auf. Hanke wird eingewechselt, Andi Bergmann setzt alles auf eine Karte: Es soll nach vorne gehen. Und dann geht Djakpa raus ins Halbfeld, erläuft einen steilen Ball aus der Mitte, holt aus - und netzt unhaltbar ins lange Eck ein. Dummerweise allerdings aber eben ins Tor von Fromlowitz. Balitsch richtet den unglücklichen Eigentorschützen wieder auf; was will man machen ...
Kurz darauf fällt das eigentlich entscheidende 4:1 für die Elf vom Niederrhein durch Bradley. Aber Sechsundneunzig wäre nicht Sechsundneunzig, wenn da nicht doch noch was ginge: Ya Konan macht nur eine Minute später das Tor zum 4:2. Dann fliegt er nach einem Foul gegen Gadbach-Torhüter Logan Bailly mit Gelb-Rot vom Platz. Das Spiel bekommt langsam Pokalfight-Ausmaße. Und nach all dem Eigentor-Geschieße der Roten wollen auch die Schwarz-Weiß-Grünen (also die Gladbacher!) ein wenig Slapstik bieten: Jaures läuft mit dem Ball am Fuß quer durch den eigenen Strafraum, Christian Schulz grätscht einfach mal dazwischen und Bailly - gerade von seltsamen Klimaanlagenunfällen genesen - haut den Ball gegen den Pfosten, gegen den Bailly, über die Linie. Es steht nur noch 4:3; Fromlowitz eilt daraufhin nach vorne, erobert die Bälle jetzt schon im Mittelfeld. Aber um dann doch endlich für klare Verhältnisse zu sorgen, schießt Haggui in der Nachspielzeit einmal mehr unhaltbar und platziert ins eigene Tor. Danach pfeift Schiri Kempter ab.
Fazit: Im Grunde eine ärgerliche Niederlage gegen den direkten Tabellennachbarn in einem richtungsweisenden Spiel. Aber bei sage und schreibe drei Eigentoren, von denen jedes einzelne per Distanzschuss von einer Position außerhalb des Strafraums erzielt wurde, kann man sich eigentlich kaum ärgern. Das ist alles viel zu kurios. Man kann es nur der Mannschaft - explizit seien Fromlowitz und Haggui genannt - gleichtun und einmal ganz herzlich über diesen bizarren Bundesligarekord lachen! Es hilft ja nichts! Wie schrieb Hesse im Steppenwolf? "Nur für Verückte!"

Sören


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