Sonntag, 7. Februar 2010

Abstiegskampf!?...und keinen interessierts

Eigentlich haben Hanover 96 und die TSG aus Hoffenheim momentan mehr gemeinsam als man denkt. Beide Mannschften haben einen Teil des ehemaligen Trainergespanns Rangnick/Slomka auf der Bank sitzen, dass einst die Roten in die Bundesliga und Schalke 04 zurück in die europäische Königsklasse führte. Beide Mannschaften haben eine erbärmliche Negativserie von 6 plus X sieglosen Spielen hingelegt, außerdem kommen derzeit sowohl ins Sinsheimer- wie ins Niedersachsenstadion nicht mehr als 28 000 Fans, was eine gewisse Fussballmüdigkeit und Schnauze-Voll Mentalität der jeweiligen Anhängerschaft bezeugt. (Naja Becks, in die Rhein-Neckar-Arena passen aber auch nur 30.000 "Fans" rein! - Sören)
Diese Lethargie lässt sich in Hannover beinahe noch besser bei Auswärtsspielen wahrnehmen. Gerade einschlägige Fussballkneipen, die man noch vor einem Jahr mindestens eine Stunde vor Anpfiff aufsuchen musste, um noch einen halbwegs akzeptablen Stehplatz(!) zu bekommen sind derzeit wie leergefegt. Kaum ein Fussballfan zu registrieren, stattdessen sitzen die Leute vom Fernseher abgewandt an ihren Tischen, widmen sich ihrem Mittagessen, um sich dann bei einem Gegentor kurz umzudrehen und einige plakative Phrasen wie "Das wird nix mehr", "Zweite Liga wir kommen!"oder "Ohh dieser Hanke.."(beim Gegentor!) zu verkünden, sich dann noch ein dunkles Hefeweizen zu bestellen und weiter zu essen. Die einzig wahrnehmbare Fußballatmosphäre kommt aus der hintersten Ecke des Ladens von den zwei Typen in den Bayerntrikots und dem Kerl mit der Kölnmütze, die sich vor dem einzigen Fernseher versammelt haben, der die Konferenz überträgt.
Andere hannoversche Gatronomen haben das Gebot der Stunde erkannt: Wohlfühlatmosphäre! So hat eine bekannte Sportsbar, die jahrelang ein Mekka der hannoverschen Fußballfans war, wo man allein fünf Euro zahlen musste damit man überhaupt reinkommt, nach einem Inhaberwechsel und einem etwa zweijährigen Umbau wiedereröffnet und geht nun mit einem ganz neuen Konzept(!) an den Start. Bild- und soundtechnisch unvergleichbar gut ausgestattet wird in dieser Lokalität auf den circa 30 Bildschirmen und Leinwänden ausschließlich die Bundesligakonferenz gezeigt, mit dem Resultat, dass keine 96-Fans diesen Laden aufsuchen, sondern hauptsächlich rudimnetär Fußballinteressierte, die gesittet bei Kaffee und Eis an ihren Tische sitzen und weder laut jubeln noch pöbeln oder fluchen. Hierbei möchte ich einmal klar stellen, dass das Geschriebene bei weitem kein Scherz ist! Die erwähnte Sportsbar, die mitten im Zentrum Hannovers liegt hat auf keinem ihrer X Monitore das Spiel Hannover-Hoffenheim gezeigt. Auf Nachfrage wurde mir schließlich erklärt, dass es vor allem darum geht, den Gästen einen ruhigen, entspannten und unaufgeregten Fussballnachmittag zu ermöglichen oder anders ausgedrückt, um einen Ausschluss der Fussballfans, die erstens weniger zahlungskräftig und zweitens wesentlich anstrengender sind. Zwar ist das Konzept eine Sportsbar zu eröffnen, aber gleichzeitig zu versuchen die Sportfans zu umgehen sehr innovativ und erschließt sich vielleicht nicht jedem auf Anhieb, dafür konnte ich zumindest in puncto des unaufgeregten Fußballnachmittags das Konzept nach dem Grottenkick halbwegsnachvollziehen.
Denn was die Roten in Hoffenheim abgeliefert haben ist keiner genaueren Beschreibung würdig und lässt den Puls jedes Hannover-Fans dramatisch ansteigen. Ohne Wörter wie Krise oder Abstieg zu bemühen, bleibt allmählich nur die Hoffnung, dass 96 sich irgendwann wieder fängt und das bis zu diesem Zeitpunkt, Hertha, Nürnberg und Freiburg möglichst keine Punkte sammeln, um den Abstand konstant zu halten. Wie es unsere Mannschaft schafft eine Halbzeit lang nicht mitzuspielen ist schwer zu verstehen. Die Hoffenheimer die ihrerseits weit entfernt sind von alten Glanztagen, waren derart überlegen, dass man sich in Hannover über das Ergebnis geradezu freuen kann. Lediglich die gute, hundertprozentige Chanceverwertung gibt derzeit noch Anlass zur Hoffnung. Ein Angriff in 90 Minuten - ein Tor!
Fabian

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