Mittwoch, 4. August 2010

Saisoncheck

"Alles Neu macht der Mai..." beginnt ein volkstümliches Gedicht von Hermann Adam von Kamp, der damit auf die positiven Veränderungen abhebt, die sich im Laufe des Frühlings ergeben, wie Sonnenscheinzunahme, Temperaturanstieg, Frühlingsgefühle etc... Im Falle der Kaderplanung des hannoverschen Sportvereins von 1896 lässt sich der Mai allerdings als Fanal in zwei unterschiedliche Richtungen deuten. Zum Einen wurde in jenem Monat der Abstieg aus dem Oberhaus des deutschen Profifussballs glücklicherweise um haaresbreite verhindert. Zum Anderen mussten allerdings gleich nach Saisonende einige renommierte Spieler den Verein verlassen, ein Umstand den der Vereinspräsident ursprünglich für den Fall des Abstiegs angedroht hatte. So mussten Vereinsoldies wie Jiri Stajner, Vinicius und Arnold Bruggink den Hut nehmen und Eigengewächs Jan Rosenthal wurde für einen Schleuderpreis von 800.000 Euro an den Sportclub aus Freiburg verkauft, wo er sich im übrigen gerade als "Mann der Vorbereitung" erweist. Desweiteren durfte Vizekapitän Hanno Balitsch ablösefrei das Weite suchen, was die Mannschaft sowohl presonell als auch spielerisch schwächt. Zudem wurden die Kaufoptionen von Elson und Arouna Kone nicht gezogen. Einzig der Abgang von Jan Durica dürfte in Hannover wohl niemand wehmütig gestimmt haben.
Nun wäre das ganze halb so schlimm, wenn man in den obersten Vereinsetagen mit einer adäquaten Transferpolitik das Leck an Kreativ- und Führungspielern sinnvoll gestopft hätte. Allerdings lässt sich diesbezüglich feststellen, dass Hannover 96 in puncto Attraktivität wohl so ziemlich hinter allen anderen Bundesligaclubs zurücksteht. Denn anders lässt sich kaum erklären, warum jeder Spieler denn Jörg Schmadtke offiziell beobachtet hat (C.Fuchs, Holtby, Movarek), kurze Zeit später von anderen Bundesligakonkurrenten als Neu-Zugang präsentiert wurde.
Auf der Haben-Seite stehen also bisher lediglich einige junge Spieler, wie Lars Stindel, Ron Zieler und Moritz Stoppelkamp, die zwar alle ablösefrei kamen, aber ebenso wie der österreichische Routinier Emanuel Pogatetz kaum bis gar keine Bundesligaerfahrung aufweisen. Betrachtet man das ganze also einmal objektiv, drängt sich dem neutralen Beobachter der Gedanke auf, dass die Roten dieses Jahr wesentlich schwächer besetzt sind als in der letzten Saison. Vor allem die linke Seite, die mit Christian Schulz, Koka Rausch und Djakpa deutlich defizitär ausgestattet ist bereitet Trainer Mirko Slomka Kopfschmerzen. Genau aus diesem Grund wurde am vergangenen Sonntag auch in einem Blitztransfer der Portugiese Carlitos ("der kleine Karl") für zwei Jahre verpflichtet. Dieser ist zwar kein Nationalspieler, behauptet aber dafür von sich selbst, er könne jede Position spielen. Wirklich beruhigend wirkt auch diese Neuverpflichtung nicht auf den herzblutenden 96-Fan.
Und dennoch, trotz dieser nicht gerade optimalen Voraussetzungen, will sich bei mir partout kein Pessimismus einstellen. Im Gegenteil, ich halte Mirko Slomka für einen kompetenten Trainer, der durchaus in der Lage ist, das ihm angedachte Spielermaterial über einen lägeren Zeitraum zu entwickeln und daraus eine funktionierende Mannschaft zu formen. Aus diesem Grund ist die Stimmung vor der nächsten Saison auch eher mit Vorfreude als mit Abstiegsangst zu beschreiben. Vielleicht hat Hannover 96 im Mai des Jahres 2010 wirklich nichts weiter getan als Balast abzuwerfen, um jetzt leichtfüßig und befreit in ungeahnte Tabellenhöhen aufsteigen zu können.
Fabian

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