Montag, 27. September 2010

Erfolg macht sexy!

Mit Hannover 96 verhält es sich momentan wie mit dem Phänomen "Nationalmannschaft". Noch vor der WM war kaum jemand von den deutschen Kickern überzeugt, als sich dann noch der Kapitän Michael Ballack verletzte glaubten nur die wenigsten überhaupt an ein Erreichen des Achtelfinales. Nachdem die Deutschen dann aber Australien deutlich überlegen besiegten, jubelten die Massen euphorisch in bester -"eigentlich hab ich immer an sie geglaubt"-Manier.
Auch in der wunderschönen niedersächsischen Landeshauptstadt kommt man spätestens seit dem Werdersieg nicht mehr an den lokalen Kickern von 96 vorbei. Auf einmal ist alles Fußball in der Region und alle sehen "rot". Kleine Schulmädchen reden morgens im Bus über Sergio Pintos "sexy Tattoos", Gastwirte kramen längst verstaute Daniel Stendel-Autogrammkarten wieder hervor, um sie über der Theke aufzuhängen und der Bäcker an der Straßenecke backt schon mal vorsorglich 96-Meisterbrötchen. Selbst die sonntäglichen Tagesthemen widmen den Roten fünf Minuten ihrer wertvollen Sendezeit und das kommende Spiel gegen einen Aufsteiger ist bereits jetzt ausverkauft. Dieser Hype liegt allerdings nicht nur am Spielvermögen der Mannschaft, die sowohl in der Lage ist sich Siege zu erspielen, als auch Siege kämpferisch zu erzwingen, wie eben gegen die roten Teufel vom Betzenberg, die das gestrige Spiel zwar dominierten, während die hannoverschen Roten ihre einzige wirkliche Chance durch Abdellaoue nutzten und hinten den Laden dicht hielten. Unspektakulär aber drei Punkte.
Der eigentliche Grund warum 96 momentan in aller Munde ist nennt sich Erfolg. Es ist ein einfaches wie psychologisches Phänomen, dass die Menschen sich gerne an das hängen, was am erfolgstächtigsten ist, eine Binsenwahrheit, die sich vor allem im Sport immer wieder zeigt und deren Inhalt man wohl auch in Mainzer Fankreisen unterschreiben kann. Es führt soweit, dass Bekannte und Freunde, die sich bis vor zwei Monaten nicht im geringsten für Fussball, die Bundesliga oder Hannover 96 interessiert haben auf einmal fragen, wo man denn das Pauli-Spiel gucke, und das mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte man die letzten drei Jahre wöchentlich im Block, Seite an Seite, gelitten. Eben solche Leute, die vor der Saison noch meinten: "Die steigen eh ab.."; fachsimpeln jetzt lautstark über "gelungene Transfers" und "die gute Jugendarbeit des Vereins".
Naja, so ganz neu ist das Prinzip "Modefan" ja nicht, aber in Hannover, dem designierten Absteiger, diverser Medien zufolge, mutet es schon etwas seltsam an, wenn man nun öffentlich als "die Nummer Eins im Norden" bezeichnet wird. Der momentane Erfolg kommt halt ebenso unerwartet wie das unglaublich gute Abschneiden der Deutschen in Südafrika. Egal, solange wir uns auch platzierungstechnisch auf den Pfaden Nationalelf bewegen, gibts eigentlich keinen Grund zu klagen.
Fabian

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