Donnerstag, 23. September 2010

Traumfussball aus Hannover!

Werder vernichtend geschlagen! Da war es wieder, eines jener Spiele, die sich auf ewig in der Erinnerungskultur des roten Fanbewußtseins manifestieren - eben ein Stück fußballerische Zeitgeschichte für jeden 96-Fan. Damit reiht sich der 4:1 Erfolg im Nordderby über die Anglertruppe von der Weser ein, in die Ahnengalerie jener legendären Spiele, wie die beiden 1:0 Siege über Bayern München (2006/2008), das Madridspiel (2007) oder das unvergessliche 5:0 gegen die Berliner Hertha an einem bitterkalten Januarmittwoch (2007).
Nach so einem großartigen Spiel einzelne Akteure hervorzuheben oder über den Verlauf des Gesehenen zu berichten erscheint albern, da man sich im hannoverschen Lager - nüchtern betrachtet - eigentlich darüber ärgern müsste, dass man das Ganze nicht 7:1 über die Bühne gebracht hat. Nicht nüchtern betrachtet war es aber wohl das beste Spiel, dass dem Fussballliebhaber in den letzten drei Jahren im Niedersachsenstadion geboten wurde. 96 in völlig überdehter Spiellaune, technisch solide, konditionell und kämpferisch bisweilen überragend, eine Mannschaft in der sich jeder für den anderen aufopfert, in der ein Sergio Pinto zum Aggresiv-Leader aufsteigt und mit seinem vorbildlichen Einsatz den Namen Hanno Balitsch beinahe vergessen macht, eine Mannschaft als gelungenes Intergationsprojekt, in der elf Spieler aus sieben Nationen mit- und füreinander arbeiten, kurzum, eine Mannschaft wie sei Thomas Schaaf momentan wohl gerne hätte. Trotz aller freudetaumelnden Trunkenheit ist auch klar, dass ein derartiges Leistungshoch nicht dauerhaft konserviert werden kann.
Dennoch habe ich gerade nach einem derartigen Erfolg das Anliegen doch noch eine Personalie zu behandeln, die in den lokalen Medien, wie im Stadion momentan stark kritisiert wird. Emanuel "Mad Dog" Pogatetz polarisiert zur Zeit wie kein anderer Spieler der Roten, da ihm natürlich zurecht der Elfer gegen Werder, wie auch das Unentschieden gegen Leverkusen, wo er früh vom Platz flog, angelastet wird. Dabei haben die kritischen Stimmen nicht ganz unrecht, denn wäre Werder nach dem Elfer wieder zurückgekommen, hätte sich das Spiel nochmal drehen können. Außerdem hätte es Leverkusen gegen elf Hannoveraner wesentlich schwerer gehabt noch einen Punkt zu holen und "Jackson" Avevor wäre in Wolfsburg wohl eine direkte Bekannschaft mit dem bosnischen Torexpress erspart geblieben. Was allerdings momentan übersehen wird, ist die Tatsache, dass die bärenstarke, intakte Innenverteidigung zum großen Teil aus der resoluten, kompromißlosen Spielweise des Österreichers resultiert, der den Stürmern meist kalkuliert schon in den ersten zehn Minuten zu verstehen gibt, mit wem sie es zu tun bekommen. Hinzu kommt der Umstand, das der "Verrückte Hund" aus einer Liga kommt, in der die meisten Fouls, die hierzulande mit Gelb geahndet werden nicht mal zu Spielunterbrechungen führen und in der man frenetisch gefeiert wird, wenn man als Spieler blutend vom Platz torkelt.
Mir jedenfalls sind vier Punkte weniger mit Pogatetz lieber, als keine zehn Punkte ohne ihn.
Fabian

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