Sonntag, 18. September 2011

Verdienter Last-Minute-Dreier

Betrachten wir die ganze Angelegenheit doch mal betont nüchtern. Angesichts des Endstands ist das natürlich nicht ganz einfach; trotzdem wollen wir uns alle Mühe geben. Also: Wie immer sind die Gäste aus dem Ruhrgebiet nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen äußerst zahlreich anwesend. Was die Vermutung nahelegt, dass es in Westfalen an einem Sonntag-Nachmittag wenig Besseres zu tun gibt, als ein paar hundert Kilometer zu fahren, um sich ein Bundesliga-Mittelfeld-Duell gegen die in der Tabelle vor ihnen platzierten Niedersachsen anzuschauen. Immerhin macht der Bienenschwarm direkt vom Anstoß an Druck. Vor allem die Achse Piszczczzek (scheiß auf die korrekte Schreibweise!), Kuba (schon einfacher!) und Lewandowski (gerade so geklappt!) sorgt für Druck. Aber zum Glück für keine Tore.
Das ändert sich nach dem Seitenwechsel. Da trifft nämlich Kagawa zum 0:1. Glückwunsch. Das cholerische Mainzelmännchen an der Seitenlinie kriegt sich kaum noch ein. Doch dann zieht Mirko Slomka (ein Hannoveraner, der - ACHTUNG!! DORTMUND!!! - bei Schalke damals so unwesentliche Nachwuchkräfte wie Özil und Neuer etablierte) die Trumpfkarte: Er wechselt mit Pinto und Rausch einfach mal die Euro-League-geschonte Stammbesetzung ein. Und sofort läuft es. Der Druck auf das Tor der Dortmunder steigt. Roman Weidenfeller macht dabei eine ganz besondere Figur: Er lässt sich nämlich bei jeder Ausführung eines Abstoßes unglaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaublich viel Zeit. Blöd halt nur, dass dann in der 87. Minute Haggui nach einer Pander-Ecke doch noch einnetzt. Wobei es in dieser Situation durchaus auch Elfmeter für die Roten hätte geben können. Oder müssen. Denn Da Silva hatte im Strafraum den Ball klar mit dem Patschehändchen gespielt. Aber was soll's: Ecke, Tor, geil. Und dann zwei Minuten später: Ya Konan! Der Junge hatte das gesamte Spiel noch nicht wirklich etwas bewegt. Aber dann dieser eine Moment: In der 89. Minute steht er frei an der Strafraumgrenze, schaut, und schiebt die Kugel gekonnt an Spielverzögerer Weidenfeller vorbei. Nun gut: Selbst Jogi Löw ist ja der Meinung, dass Zieler besser ist als der verknöcherte Schlussmann der letztjährigen Meisermannschaft.
Sechsundneunzig gewinnt also in allerletzter Minute. Dafür aber gar nicht mal unverdient. Denn auch wenn das verhinderte Unterwäschemodell Großkreuz (!) die Chance auf die wahrscheinliche Entscheidung zugunsten der Ruhrpöttler auf dem Fuß hat, muss selbst der neutrale Beobachter (also wir ... !) konstatieren, dass die Roten eigentlich die besseren Chancen hatten. So hatte Stindl den Treffer auf dem Fuß, dann traf Haggui nur die Latte. Doch letztlich reichte es eben doch.
Weniger schön: Auf der Westtribüne kämpfte nach Abpfiff ein Stadionbesucher mit dem Leben. Das war selbst von der Norddtribüne aus zu sehen. Mehrere Ärzte und Sanitäter bemühten sich; unter anderem per Herzdruckmassage. Es sah nicht gut aus. Wie auch immer die Sache ausgegangen ist: Wir wünschen gute Besserung - welchem Verein auch immer der Fan zugeneigt war. Hoffentlich ging es gut aus.

sir

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