Frage: Wie schafft man es in der Cebitwoche die mediale Aufmerksamkeit der regionalen Medien von der weltgrößten Computerausstellung abzulenken? Antwort: Eigentlich gar nicht..., außer vielleicht wenn Hannover 96 zu Hause gegen die Münchener Bayern gewinnen würde. So geschehen! Die Roten fertigen den deutschen Rekordmeister vor heimischer Kulisse mit 3:1 ab, belegen für zwei Stunden den vizemeisterlichen Tabellenplatz und haben nun 47 Punkte auf der Haben-Seite. Das ganze vollzieht sich nach alt bewährtem Muster, 96 steht tief in der Defensive, geht aggressiv in die Zweikämpfe und schaltet nach Balleroberung sofort auf überfallartige Konter um. Mirko Slomka gab letzte Woche im TV-Talk mit Jörg Wontora und Udo Lattek preis, dass er seinen Spielern für derartige Vorstösse gerade mal 8-10 Sekunden Zeit einräumt. Dass bei einem solchen Spielsystem kein großer Ballbesitz zustande kommen kann muss nicht erwähnt werden.
Genau die entgegengesetzte Spielphilosophie verkörpern die Bayern unter Louis van Gaal. Viel Ballbesitz, endlose Ballstaffeten meist hinten rum, bis der Ball irgendwann bei einem der begnadeten Ballkünstler auf der Außenbahn landet, die dann den Zweikampf suchen und so den Ball in Gegners Strafraum tragen. Trifft man allerdings auf eine solide organisierte Abwehrformation wie S.T.E.V.E-Haggui-Pogatetz-Schulle, kann man eigentlich nicht mehr als ein Unentschieden erwarten. Bringt man dann allerdings selbst noch eine totale "Gurken-Abwehr" mit, wird auch der eine Punkt zur Utpoie. Gerade diesen slomkaesken "Überfallfussball" kann man nur mit einer starken Defensive begegnen. Und so entscheiden die Hannoveraner das Spiel moderner Fussball vs. antiquirter Fussball souverän für sich.
Allerdings hat dieser Sieg auch einen bitteteren Beigeschmack, da man langsam Angst haben muss, dass die Fans rund um das Niedersachsenstadion die Bodenhaftung verlieren. Nicht gerade selten hört man dieser Tage das Wort Champions League in der Landeshauptstadt. Rein rechnerisch ist die Teilnahme gar nicht so unwahrscheinlich, in Anbetracht des Tabellenplatzes und des restlichen Spielplans. Allerdings könnte die höchste europäische Klasse schnell zur Feuertaufe für die Roten werden. Denn letztlich läuft es bei allen Clubs, die unverhofft und unvorbereitet in die Königsklasse stolpern gleichermaßen ab. Sie geraten unter die Räder. Gerade dieser europäische Wettbewerb erfordert ein Höchstmaß an spielerischer Klasse, zehrt sehr viel Kraft und ist strapaziös. Eine Reise nach Manchaster belastet die Mannschaft höher als eine Kanalfahrt nach Wolfsburg. Die erste vereinsinterne Konsequenz wäre eine wesentliche Verbreiterung des Kaders, was sich auch auf das Gehaltsgefüge auswirkt und massiv in die Homogenität der Manschaft einwirkt. Desweiteren ist erwiesen, dass Mannschaften, die in der CL spielen sich hauptsächlich auf den Mittwoch focussieren, worunter das Tagesgeschäft leidet. Genau aus diesem Grund befanden sich Mannschaften wie Stuttgart oder Hertha im Jahr der CL-Teilnahme gleichzeitig im Abstiegskampf in der Bundesliga. Daher ist es vielleicht besser, wenn man in Hannover etwas tiefer stapelt und den Weg der kleinen Schritte geht. Europa gerne, aber lieber gegen BATE Baryssau als gleich gegen die Hochkaräter.
Fabian
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